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Fachhochschule oder Uni?

Viele Abiturienten haben seit der fünften Klasse im Kopf „nach dem Abi geht´s an die Uni“. Vielleicht ist es allein der Name, den wir seit Anbeginn unserer Schullaufbahn kennen, der uns letztlich dazu bringt an eine Universität zu gehen. Das Wort „Fachhochschule“ wirkt erst einmal sperrig. Was steckt genau dahinter und ist die Uni wirklich besser als die FH? Für wen lohnt sich was?

Reine Theorie oder lieber etwas Praxis gefällig?
Fachhochschulen sind vom gesamten Konzept her Praxisbezogener als Universitäten. Außerdem stellen sie sich kurzfristig auf neue Entwicklungen und Anforderungen im Arbeitsmarkt ein. Eine flexible Forschung bringt an der FH schneller neue Studiengänge hervor. Ein Fokus liegt bei der FH auf Spezialisierungen und die Kombination verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen. Während die in der Uni vor allem Theorien diskutiert werden, konzentrieren sich FH´s oft auf Forschungsfragen der Berufspraxis. Die Uni wird bewusst weniger in Richtung Arbeitspraxis gelenkt, damit die Forschung unabhängig von wirtschaftlichen Entwicklungen bleibt und so möglichst neutrale und objektive Forschungsergebnisse hervorbringt.

Anonym durch den Studiengang oder das direkte Gespräch zum Prof?
Die Betreuung ist an FH´s etwas direkter. An Unis sitzt man schon mal in 400-Mensch-Vorlesungen und wechselt während des gesamten Studiums kaum ein Wort mit den Professoren, höchstens die Dozenten und wissenschaftlichen Mitarbeiter sind für Fragen zu Klausuren erreichbar. An den FH´s ist die Beziehung zwischen Profs und Studis häufig persönlicher. Oft kommt es zum „Du“ zwischen Lernenden und Lehrenden. Manche empfinden dies jedoch als „zu schulisch“.

Direkter Draht zum Arbeitsplatz oder lieber wissenschaftliche Unabhängigkeit?
Durch das praxisbezogene Studium an den FH´s ist auch der Draht zu den Unternehmen direkter. Pflichtpraktika müssen meist absolviert werden, um das Gelernte in der Arbeitswelt zu erproben. Das führt zum besseren Netzwerkaufbau von Studis und Arbeitgebern. Auch die FH an sich hat oft engere Kooperationen mit Unternehmen der Region. Bachelorarbeiten werden häufig in Kooperation mit Unternehmen geschrieben. Ist der Abschluss dann in der Tasche, folgt gern direkt das Jobangebot am ehemaligen Praktikumsplatz. Die Universitäten haben auch Kooperationen mit Unternehmen, diese sind jedoch oft schlecht angesehen. Wenn ein Unternehmen sich zu stark in die Forschung einmischt, ist das eine Gefahr für die Unabhängigkeit der Wissenschaft. Es ist schließlich kein Geheimnis, dass häufig nur nach den Medikamenten geforscht wird, die sich gut verkaufen lassen, nicht nach denen, die auch spezielle, unlukrative Erkrankungen heilen. So ist es mit vielen Forschungsbereichen der einzelne Disziplinen, wie Biochemie, Physik oder auch BWL. Für die Unabhängigkeit zwischen Markt und Wissenschaft, ist zu viel Verbindung zwischen Wirtschaft oder Politik und Forschung nicht ohne Risiko. Deshalb soll die Universität in den Augen vieler lieber in der neutralen Wissenschaft und Forschung bleiben, statt für den Arbeitsmarkt zu forschen, der hauptsächlich profitorientiert handelt.

Hat die Uni mehr Prestige als die FH?
Es gibt Unternehmen, die nehmen lieber einen FH-Absolventen mit Arbeitserfahrung, als einen verkopften Theoretiker von der Uni. Für einige Unternehmer ist ein Abschluss an einer Fachhochschule jedoch noch immer nicht so gut angesehen wie der Uni-Abschluss. Auch ist mit einem Fachhochschul-Bachelor ein Wechsel in ein Master-Programm einer Uni schwer möglich. Auch der Doktor-Titel bleibt den Unis vorbehalten. Auch bei Schülern und dem „Durchschnittsbürger“ hört sich Uni nach mehr an, als FH. Sicher liegt das auch daran, dass man eine FH auch ohne „normales Abi“ besuchen kann, nämlich mit abgeschlossener Berufsausbildung und Fachabi, eine Uni jedoch nicht.

Für welches Berufsziel gehts an die Uni für welches lieber an die FH?
Einige Berufsgruppen brauchen dringend einen Uniabschluss: Lehrer, Juristen, Ärzte, denn sie benötigen das Staatsexamen, welches nur die Uni ermöglicht. Andere Studiengänge, wie Maschienenbau, Gebäude- und Energietechnik, Wirtschaftsinformatik oder Sozialpädagogik/Soziale Arbeit sind in der FH häufig besser aufgehoben. Diese Studiengänge benötigen wesentlich mehr Praxiserfahrung und Verbindung zu Produktionsstätten oder sozialen Einrichtungen, als theoretisches Wissen.

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